Letzte Chance: Herbsttreffen

Liebes CSP-Netzwerk,

das diesjährige Herbsttreffen zum 10-jährigen Jubiläum des CSP-Netzwerks und damit das grosse Wiedersehen nähert sich mit riesigen Schritten: vom 31. Oktober bis 03. November ist es soweit! Wir haben bereits über 80 Anmeldungen aus allen CSP-Jahrgängen und freuen uns sehr auf die Zeit mit Euch in Berlin.

An alle, die sich bisher noch nicht angemeldet haben: Der Anmeldeschluss für das Herbstreffen 2013 ist Dienstag, der 15. Oktober. Bitte beachtet, dass danach keine Registrierung mehr möglich ist. Also: Platz buchen!

Eine Erinnerungs-E-Mail an euch sollte heute rausgegangen sein. Falls nicht: einfach bei Sascha und Anna, den beiden HT13-Koordinatoren, melden: geschaeftsstelle@csp-network.org.

Erinnerung: Alumni-Herbsttreffen

Liebe CSP-Netzwerkler,

die Zeit fliegt und es ist sind nur noch 7 Wochen bis zum diesjährigen Herbsttreffen zum 10-jährigen Jubiläum des CSP-Netzwerks. Wer es noch nicht getan hat, sollte sich also schleunigst anmelden und sich noch bis zum 15. September den Early-Bird-Tarif und einen Platz im Hostel oder für das Couchsurfing sichern!

Eine Erinnerungsmail mit allen weiteren Infos ist heute morgen an alle Alumnis rausgegangen. Nicht erhalten? Sascha und Anna können weiterhelfen: geschaeftsstelle@csp-network.org.

Alumni-Herbsttreffen 2013: Jetzt anmelden!

Es ist endlich wieder soweit: Ab sofort (und bis zum 15. Oktober) könnt ihr, liebe CSP-Alumni, euch für das diesjährige Herbsttreffen zum 10-jährigen Jubiläum des CSP-Netzwerks anmelden!

Das Alumni-Treffen zum runden Jahrestag wird wie immer in Berlin und am ersten Wochenende im November, von Donnerstag, den 31. Oktober bis Sonntag, den 3. November 2013, stattfinden.

Zum besonderen Anlass gehört natürlich auch ein besonderes Programm, was dieses Jahr unter dem Thema “Von Nomaden, Weltrettern und Karriereleitern: 10 Jahre CSPluralität” abläuft. Euch erwartet eine Vielzahl von spannenden Sessions zu einer bunten Vielfalt an Themen – gehalten von Mitgliedern des Netzwerks, den Carl@s selbst.

Die Einladungen (mit weiteren Infos) sind heute per E-Mail an alle Alumni gegangen. Bei Fragen, oder falls ihr die Einladung nicht erhalten habt, könnt ihr euch über die Geschäftsstelle an Sascha oder Anna wenden: geschaeftsstelle@csp-network.org.

Ist Veränderung möglich?

Oder: Wie aus Energieeffizienz bei der NATO “Smart Energy” wurde, wie lange es dauern kann, bis sich ein neues Thema durchsetzt und wie man auf dem Weg dahin Frust vermeidet

Farshad Mohammad-Avvali, Brüssel

Eine Diskussion ueber das Fuer und Wider einer Karriere bei grossen bzw. kleinen Organisationen oder Firmen anzustossen, ist bei aller Wichtigkeit des Themas sicherlich nichts Neues und vielleicht auch nichts Spannendes. Im Endeffekt finden wir uns in der philosophischen Weisheit des “Es kommt ja darauf an, was Du moechtest”. Jedoch bleibt es ein staendiger Begleiter in meinen Gespraechen mit NATO-Menschen: Man koenne bei solch einer grossen Organisation doch nichts veraendern. Sich wirklich effektiv einzubringen sei nur einigen wenigen vorbehalten. Diese Leute sitzen am oberen Ende der Hierarchie.

“Genießt den Weg, Frust bringt meist nichts!”

In diesem Beitrag moechte ich diese Sichtweise diskutieren, und zwar anhand eines Themas welches ich seit Anfang meiner NATO-Zeit bearbeite: Energieeffizienz im Militaer, auch bekannt unter dem feschen Label “Smart Energy”. An diesem Beispiel moechte ich ganz gross fuer den Genuss des Weges werben und gleichzeitig darauf hinweisen, dass Frust ueber das oft im Grauen liegende Ziel meist nichts bringt.

Energiesicherheit: Kein traditioneller NATO-Arbeitsbereich

Mit dem Referat Energiesicherheit bin ich nicht gerade im dem traditionellen Arbeitsbereich der NATO gelandet. Hier geht es weder um Militaertechnologie oder Politikanalyse noch um Nuklearstrategie oder Verteidigungsplanung. Scheinwerferlicht faellt nicht oft auf unsere Arbeit. Selten sieht man unsere Referatsleiter in den 20-Uhr-Nachrichten. Obwohl es nie an hoch spannenden Themen mangelt, werden sie politisch oft nicht prioritisert .

15 Monate Netzwerken, Wissensaneignung, Projektplanungen

Als ich im Maerz 2012 zur NATO kam, war die Diskussion um Energieeffizienz im Militaer recht frisch und blieb meist innerhalb meines Referates. Zusammen mit meiner Kollegin wurde es meine Hauptaufgabe, dieses Thema staerker in den Mittelpunkt zu ruecken. Die naechsten 15 Monate waren gefuellt mit Netzwerken, Wissensaneignung, Projektplanungen, Expertenbeschaffung, Verfassen von Berichten und Artikeln, Aufsetzen eines Onlineportals, Beratungen mit Nationen, Diskussionen ueber die genauere Ausgestaltung des Themas und so weiter.

Und das Projekt steht

Zum jetztigen Zeitpunkt steht das Label “Smart Energy” und das Projekt “Smart Energy Team”. Wir sind acht Experten aus acht Laendern, die nach den besten Smart-Energy-Loesungen suchen. Eine Zeitschrift zu Energiesicherheit bringt eine Sonderausgabe zum Thema heraus und das Onlineportal LibGuide Smart Energy bietet Artikel, Studien und News zu Smart Energy an.

Weshalb der Weg zaehlt…

Trotzdem kann man jetzt nicht wirklich behaupten, wir haetten bis dahin den grossen Coup gelandet. Wir hatten kaum politische Sichtbarkeit erlangt und agierten auf dem allseits bekannten Working Group Level. Unser Ziel der Interoperabilitaet von Smart-Energy-Loesungen liegt noch ganz weit weg und noch kochen alle Nationen schoen ihr eigenes Sueppchen, wenn sie Energie im Militaereinsatz sparen wollen. Nein, wir haben nicht viel bewegt. Ist das nun beklagenswert? Vielleicht, aber…

Schatz an persoenlichen Erfahrungen

Meine persoenliche Erfahrungen, die ich immer noch durch dieses Projekt sammle, sind enorm. So lerne ich nicht nur ein spannendes Fachgebiet besser kennen, sondern kann auf ein fantastisches Netzwerk an sehr interessanten Persoenlichkeiten aus Militaer, Behoerden und Firmen zurueckgreifen. Ich bin live dabei, wie ein Thema an Bedeutung gewinnt und wie andere Akteure mehr und mehr Interesse daran finden.

Entscheidungsprozesse brauchen Zeit

Nein, noch ist der Panzer nicht gruen geworden, noch immer verballern Militaers Unmengen an Treibstoff in Einsaetzen. Fuer mich sind die Lernerfolge jedoch immens und ich faende es schade, dies zu vernachlaessigen, weil Entscheidungsprozesse in einer Internationalen Organisation mit 28 Laendern eben dauern.

Green-Defence-Initiative

Es ist sehr viel wert, ein Projekt von Anfang an begleitet zu haben und die Begeisterung fuer das Ziel auf dem Weg ausbauen zu koennen. Und nun scheinen sogar die Spitze der NATO sowie einige Nationen Smart Energy fuer sich entdeckt zu haben. Litauen und Daenemark fordern vom General Sekretaer eine “Green Defence”-Initiative, die die Ziele des Projektes im vollen Umfang beinhaltet. Eine weitere Beratung in einer Sitzung des Nordatlantikrates scheint durchaus moeglich.

Der Weg als persoenlicher Lerngewinn

Was will ich damit sagen? Eine gruene NATO wird damit sicherlich nicht entstehen, und vielleicht stirbt diese Idee in den Wirren andere Debatten auch ab. Trotzdem sehe ich absolut keinen Grund fuer Frust. In meiner momentanen beruflichen Lage und Position bei der NATO geht es mir nicht darum, den Laden da aufzuraeumen. Vielmehr lerne ich nicht nur Fachliches, sondern auch wo genau meine Staerken liegen. Und wenn das alles die Persoenlichkeit und berufliche Perspektive staerkt, kann ich die Ungewissheit des finalen Ausgangs verkraften. Schauen wir mal, was Anders damit macht, bevor er abdankt.

Mit offenen, unvoreingenommenen Augen

Ich moechte hiermit jeden ermuntern, nicht vorschnell zu urteilen, dass man als Praktikant/Consultant/Berufseinsteiger eh nichts veraendern kann und noch nicht mal die Schraeubchen anfassen darf. Vielmehr sollte man die Chancen nutzen, so viel aus den moeglichen Erfahrungen mitzunehmen, besonders wenn das Team und die Arbeitsbedingungen grandios sind (nochmals, grossen Dank an das Energiesicherheitsreferat der NATO!). Mit offenen und unvoreingenommenen Augen erkennt man Chancen zur Veraenderung zum Besseren sowieso besser. Dies ist kein Egoismus, sondern eine gesunde Bescheidenheit und Offenheit.

Gewusst wie: Auslandsstudium mit Kind

Jennifer Eggert, Frankfurt / London

Ich weiß noch genau, wie überrascht ich damals, während des Bachelor-Studiums war, als ich innerhalb einer Woche durch Zufall heraus bekam, dass zwei Freunde, die so alt und im Studium ungefähr so weit waren wie ich, kleine Kinder hatten. “Wie?! Ihr habt ein Kind? Wie macht ihr das?”

Mischung aus Erstaunen, Respekt, Neugierde, Befremden

Die Art und Weise, wie ich sie mit einer Mischung aus Erstaunen, Respekt, Neugierde und Befremden ansah, muss wohl ungefähr den Blicken entsprochen haben, die ich immer wieder erntete, als mich ich Jahre später – der Bachelor war erfolgreich abgeschlossen und auch eine Weile gearbeitet hatte ich – als meine Tochter zwei war, dazu entschließ, doch noch einmal an die Uni zu gehen und einen Master zu machen.

Studium mit Kind – natürlich geht das

Studium mit Kind – natürlich geht das. Auch im Ausland (ich ging damals von Deutschland nach Großbritannien, um an der LSE in London einen Master in Konfliktstudien zu absolvieren). Wie? Hier sind neun Dinge, die mit geholfen haben:

1) Möglichkeiten zur Kinderbetreuung

Die LSE ist eine der Universitäten in London, die einen eigenen Kindergarten für Kinder zwischen 6 Monaten und 5 Jahren unterhält. Die Warteliste ist lang, aber wenn man sich sechs Monate bis ein Jahr vorher anmeldet, hat man gute Chancen, rechtzeitig einen Platz angeboten zu bekommen.

Der Kindergarten liegt sieben Minuten zu Fuß von der Uni entfernt und hat täglich von viertel vor neun bis viertel nach sechs geöffnet – so dass man es rechtzeitig zur ersten und von der letzten Vorlesung schafft. Ohne dieses Angebot hätte ich nicht studieren können. Es lohnt sich, vor Bewerbung zu erkundigen, wie die Kinderbetreuungssituation vor Ort aussieht. Wer keinen Platz in einem Unikindergarten bekommt (weil nichtexistent oder überfüllt), kann sich nach öffentlichen und privaten Kindergärten erkundigen – oder vielleicht kommt auch eine Tagesmutter oder ein Tagesvater in Frage?

2) Finanzielle Unterstützung

Die Plätze für Kinder von Studenten waren in unserem Unikindergarten gesponsert. Was hieß, dass wir nur die Hälfte des regulären Preises bezahlten. Auch hier gilt: Ohne dieses Angebot hätte ich nicht mit Kind studieren können. Viele Stipendiengeber bieten Kinder- oder Familienzuschläge an – längst nicht alle, aber doch ein Großteil. Auch wer über BAföG gefördert wird, kann einen Kinderzuschlag beantragen.

So lange man sich nur zeitweise und zu Ausbildungszwecken im Ausland aufhält, kann man in Deutschland gemeldet bleiben und weiter Kindergeld beziehen. Und vielleicht kann man es sich sogar so einrichten, dass man nebenbei noch etwas arbeitet, zum Beispiel abends von zu Hause. Ich habe einmal in der Woche abends Deutsch unterrichtet, während mein Kind beim Babysitter war.

3) Unterstützung durch Freunde und Familie

Natürlich ist ein Studium mit Kind (genauso wie Berufstätigkeit mit Kind) umso einfacher, je mehr Unterstützung man von Freunden und Familie erhält. Ideal ist ein Partner, der hilft, oder Großeltern zum Beispiel, die in der Nähe wohnen – doch selbst wenn man das nicht hat, kann man sich ein Netzwerk von Freunden aufbauen, die einen unterstützen.

Was bei mir unglaublich von Hilfe war, war, dass ich durch meine Mitgliedschaft in einer der Hochschulgruppen schnell eine Menge neuer Freundschaften schließen konnte. Die meisten waren ein ganzes Stück jünger als ich und ganz begeistert davon, mal auf das Kind aufzupassen. Hier gilt: keine falsche Bescheidenheit, sondern um Unterstützung bitten, wenn man sie braucht. Wer nichts sagt, kriegt nichts.

4) Austausch mit anderen Eltern

Ich erinnere mich noch genau daran, wie unglaublich hilfreich es war, nach den ersten Wochen Studium nach und nach über den Kindergarten, das morgenliche Hinbringen und Abholen am Abend, andere Eltern, die an der gleichen Universität studierten, kennen zu lernen. In meinem Kurs waren viele der anderen Studenten wesentlich jünger als ich – bis zu sechs Jahre -, ein Großteil hatte nie vorher gearbeitet, war von der Schule direkt an die Uni und nach dem Bachelorabschluss ohne Zwischenstopp hier an unsere Uni gekommen. Sie waren single, hatten kein Kind – unsere Lebenswelten hätten nicht unterschiedlicher sein könnten.

Aber da waren sie dann plötzlich – die “mature students”, wie man in Großbritannien so nett sagt, die auch ein Kind hatten (oder vielleicht sogar zwei) und zum Großteil sogar ein ganzes Stück älter waren als ich. Allein zu wissen, dass man nicht alleine war, jemanden zu haben, mit dem man abends gemeinsam Richtung Kindergarten hetzen konnte, um noch rechtzeitig vor Schließung das Kind abzuholen war unglaublich hilfreich.

5) Research skills

Ich weiß nicht mehr, wieviele Stunden ich gebraucht habe, um Antworten auf all die Fragen, die sich im Vorfeld meines Studiums mit Kind stellten, zu finden. Kinderbetreuung, Wohnen, Freizeitgestaltung, Gesundheitsversorgung und und und… Viele Universitäten haben in der Zwischenzeit Informationen zum Studium mit Kind auf ihren Webseiten, teilweise gibt es Hochschulgruppen zum Thema oder auch einen uni-internen Ansprechpartner.

Falls die Uni, die man sich ausgesucht hat, keine Informationen (auf der Webseite zum Beispiel) zur Verfügung stellt – vielleicht ist eine andere Uni in der selben Stadt schon weiter und man findet dort etwas Brauchbares. Ansonsten bietet das Internet eine Fülle an Infos, auf diversen Webseite, Foren, vielleicht auch in Social-Media-Netzwerken wie Facebook, studiVZ oder LinkedIn.

6) Stolz auf die eigene Leistung sein

Wenn man verrückt genug war, sich für ein Studium zu entscheiden, dass selbst Freunde, die keine Kinder haben, im Nachhinein als das intensivste Jahr ihres Lebens bezeichnen – dann sollte man sich auch der Leistung bewusst sein, die man bringt. Ich sehe meine Freundin Mariko, deren Tochter auch in den Uni-Kindergarten ging, noch genau vor mir, wie sie irgendwann, nach einem langen Tag, den wir in der Bibliothek verbracht hatten, und nach dem wir nicht einfach nach Hause gehen und dort auf die Couch fallen konnten, sondern erst mal ein aufgedrehtes Kleinkind in seine Jacke zwängen, Richtung U-Bahn zerren und zu Hause weiter versorgen mussten – wie sie sagte: “Weißt du, Jennifer, eigentlich ist unser Diplom, wenn wir es dann irgendwann mal haben, doppelt so viel wert wie das der anderen Studenten”. Wir sahen uns an, brachen in lautes Lachen aus – aber wussten doch, dass an dem, was sie gerade gesagt hatte, etwas dran war.

Und davon abgesehen, dass dieses Bewusstsein über die eigene Leistung extrem stärkend und motivierend sein kann – es ist auch etwas, was einem nach Abschluss des Studiums etwas bringt. Wenn ich in Bewerbungsgesprächen nach Belastungsfähigkeit, Flexibilität und meinem Umgang mit Stress gefragt – dann erwähne ich immer wieder auch dieses verrückte eine Jahr an der LSE.

7) Time management skills

Ich war nie ein Taglerner. Mein typischer Tag an der Uni als Bachelor-Student sah so aus, dass ich erst einmal ausschlief, gerne bis mittags, zu Hause meine Sachen erledigte, an der Uni in der Fakultätsratssitzung saß, schnell zur Vorlesung huschte, mit Freunden zu Mittag aß, an einem Treffen der lokalen Hochschulgruppe XY teilnahm, in der Stadt unterwegs war, abends mit Freunden kochte – gelernt habe ich am liebsten spätabends und nachts, und selten früher als einen Monat vor einer Klausur.

Mit Kind änderte sich das plötzlich. Ich musste jeden Tag früh aufstehen, der Kindergarten nahm die Kleinen nur bis um zehn an. Wenn ich also vormittags schon an der Uni war und wusste, bis abends komme ich nicht nach Hause – dann konnte ich auch gleich lernen. Nachtschichten und Binge-Lernen waren nicht mehr, schließlich musste ich morgens wieder fit sein. Also habe ich zum ersten Mal in meiner Unikarriere begonnen, a) kontinuierlich und b) tagsüber zu lernen. Weil ich wusste, dass ich die Zeiten, in denen ich kindfrei war, nutzen musste, tat ich das auch.

Ich lernte jeden Tag von halb zehn oder zehn bis fünf oder sechs (mit Pausen natürlich!) und war nicht weniger effektiv als Freunde von mir, die oft erst ein oder zwei Stunden bevor ich die Bücher zuklappte und mich in Richtung Kindergarten machte, in der Bibliothek angekommen waren. Letztendlich verbrachten wir mit Lernen wahrscheinlich die gleiche Zeit – es spielt keine Rolle, wann man lernt (und schlaflose Nächte vor Prüfungen sind oft kontraproduktiver als man es sich in Anflügen von Panik einredet).

8) Eigene Grenzen kennen

So sehr es mir geholfen hat, organisiert zu sein, sich gut informiert zu haben und zu wissen, dass man Ernormes leistete, so wichtig war es auch, zu wissen, wann man ganz dringend eine Pause brauchte. Man kann mit Kind studieren, aber es ist wesentlich anstrengender als ohne. Burnout ist keine schöne Sache – es hilft, zu wissen, wann genug ist, wann die Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit erreicht sind.

Es ist wichtig, die Bremse zu ziehen (oder zumindest einen Gang runterzuschalten), sobald einem die ersten Anzeichen dafür, dass man fertig mit den Nerven und am Ende der Kräfte ist, auffallen. Je früher man gegensteuert, desto besser. Jetzt ist es eine gute Idee, Freunde oder Familie zu aktivieren, ein playdate oder einen Babysitter zu organisieren, was Schönes zu machen. Tee, Schokolade, ein Spaziergang, ein warmes Bad – oft sind es kleine Sachen, die schon viel helfen. Viele Unis bieten Unterstützung für überlastete Studenten an – da heißt es, sich zu informieren und falls nötig, ohne falsche Scham das Angebot in Anspruch nehmen.

9) Gelassenheit

Und wenn man dann alles ganz toll recherchiert und geplant hat, sich hier und da kundig gemacht, kindergarten-genetzwerkt und time-gemanaged hat – dann braucht man eigentlich nur noch eines: ein gesundes Maß an Gelassenheit. Gut, dann kann ich mich halt nicht in fünf Hochschulgruppen engagieren wie früher – geschenkt. Dann studier ich halt ein Semester länger, steige erst ein Jahr später wieder ins Studium ein – na und?

Ein Kind zu haben, hat mich unter anderem gelehrt, dass ein Großteil der Dinge, über die wir uns viel zu oft viel zu sehr aufregen, letztendlich so wichtig doch gar nicht sind. In jedem Fall gilt, dass keiner mehr leisten kann als es möglich ist. Es kommt nicht darauf an, so gut wie (oder besser als) die anderen zu sein, sondern das zu leisten, was du in der Situation, in der du dich befindest, zu leisten fähig bist – und das gilt übrigens für alle – ob mit oder ohne Kind.

Eine Militaerdiktatur im Paradies

Marion Sandner, Suva

Nach einer nur kurzen geschichtlichen Einfuehrung in meinem ersten Bericht auf diesem Blog ist es nun endlich an der Zeit, auf die derzeitigen politischen Ereignisse in Fidschi genauer einzugehen.

Fünf Staatsstreiche, ein Militärregime

Das durch und durch froehliche und gelassene Gemuet der Fidschianer hat sich auch durch den fuenften Coup d’Etat von 2006 und das seitdem regierende Militaerregime unter Commodore Bainimarama nicht einschuechtern lassen. Doch waehrend in anderen Laendern jeder Taxifahrer frei raus ueber die Politik philosophiert und nebenbei eine Schelte gegen die Regierung schwingt, so ist in Fidschi eine absolut entpolitisierte Gesellschaft entstanden.

Kaum politischer Aktivismus

Die wenigen AktivistInnen haben sich den beiden grossen Frauenrechtsbewegungen angeschlossen, oder dem „Citizens‘ Constitutional Forum“, das staendig wegen herbeigezogener Faelle vor Gericht belangt wird – wohl um es langfristig aus dem Weg zu raeumen. Zudem setzen sich die weit verbreiteten „community workers“ unpolitisch fuer allgemeine Solidaritaet und die Entwicklung ihrer Gemeinde ein.

Einzelne gesellschaftliche Initiativen auf dem Land

So traurig dieser Rueckzug aus dem politischen Leben aufgrund von Unterdrueckung und repressivem Vorgehen gegen Oppositionelle in den vergangenen Jahrzehnten ist, so schoen ist es doch auch zu sehen, wie das Dorfleben voran geht, wie alle fuer einander sorgen, Dorfbuechereien und andere Initiativen aus eigener Kraft aufbauen und ihre Heiterkeit und Geselligkeit bewahren. Schaut man jedoch auf die staedtischen Ballungsraeume, so erkennt man die Bedeutung funktionierender politischer Strukturen und fairer Prozesse um eine Gesellschaft dauerhaft und nachhaltig voranzubringen.

Maroder Rechtsstaat, abhängige Justiz

Der Rechtsstaat ist ziemlich marode in Fidschi. 2009 verlor die Gerichtbarkeit seine Unabhaengigkeit; die Richter wurden ihres Amtes enthoben und durch Verbuendete aus Sri Lanka ersetzt. Gegen die unabhaengige Zeitung „Fiji Times“ oder die oben genannte Nichtregierungsorganisation „Citizens‘ Constitutional Forum“ wird regelmaessig Anklage wegen „Missachtung des Gerichts“ erhoben. Auch die Individualbeschwerden, die uns ab und zu im Buero erreichen, enthalten of Kritik an der Voreingenommenheit der Gerichte. Zudem scheint die Anklage wegen „Missachtung des Gerichts“ ziemlich willkuerlich.

Der Generalstaatsanwalt ist gleichzeitig Justizminister

Wenn man Pech hat, kann man dafuer schon wegen dem Tragen einer Sonnenbrille oder dem Gaehnen im Gerichtsgebaeude belangt werden. Der Generalstaatsanwalt / Justizminister (das ist in den Inselstaaten so ueblich: aufgrund des Mangels an qualifiziertem Personal hat eine Person oft eine Anzahl von Positionen inne) findet generell recht scharfe, einschuechternde Worte. Auch er ist es, der den neuen Verfassungsentwurf fuer Fidschi aufgesetzt hat.

Auf dem Weg der Demokratisierung?

Fidschi befindet sich momentan (hoffentlich) auf dem Weg der Demokratisierung. Im vergangenen Jahr wurde eine unabhaengige und hochgeachtete Kommission ernannt und mit der Ausarbeitung eines Verfassungsentwurfs beauftragt. Der sehr umfangreiche Entwurf wurde im Dezember 2012 an die Regierung uebergeben und am naechsten Tag von der Polizei verbrannt.

Lieber keine unbequemen Fragen

Nun ist seit Maerz der Regierungsentwurf – um einiges kuerzer und mit eingeschraenktem Grundrechte-Katalog – im Umlauf. Derzeit finden oeffentliche Konsultationen und Debatten statt. Doch wenn eine unbequeme Frage kommt, kann der Commodore auf mal ein wenig harsch werden. Der Bevoelkerung wurde bis Ende April Zeit gegeben, Kommentare einzureichen. Eine hochinteressante Zeit hier in Fidschi!

Was kommt als nächstes?

Der Commodore scheint zwar nach wie vor nicht allzu empfaenglich fuer demokratische Werte und Menschenrechte zu sein, aber ganz schwarz zu reden ist die Verfassung doch nicht. Entscheidend wird sein wie sie umgesetzt wird und wer die Wahlen 2014 gewinnt – sollten diese fair ablaufen. Gerade erst hat Papua Neu-Guinea zugesagt, bei der Organisation und Durchfuehrung dieser Wahlen mit Millionen Dollars zu helfen. So ist der Commodore schon nicht mehr auf die EU mit all ihren Konditionen angewiesen.

Ambivalenter Entwurf für eine neue Verfassung

Es ist schwer zu sagen, wohin sich Fidschi gerade bewegt. Die Verfassung beinhaltet weitgehende Rechte wie jenes auf Arbeit, oeffentliche Verkehrsmittel, Bildung oder Wasser (sogenannte „wirtschafltiche, soziale und kulturelle Rechte“), schraenkt jedoch gleichzeitig jenes auf Leben, Meinungs- oder Versammlungsfreiheit, um nur einige zu nennen, unverhaeltnismaessig ein. Frauen oder indigene Rechte werden gar nicht genannt. Ferner sind die mangelnde Unabhaengigkeit der nationalen Menschenrechts-kommission sowie der weitreichende Einfluss des Militaers und die weitgehende Immunitaet von Staatsbeamten hoechst bedenklich.

Foltervorwürfe gegenüber Polizei und Militär

Ein grosses Thema, welches von der Regierung regelmaessig unter den Tisch gekehrt wird, ist das Verhalten von Polizei und Militaer. Foltervorwuerfe sind an der Tagesordnung. Gerade erst im Februar tauchte wieder ein Foltervideo im Internet auf.

Die internationale Gemeinschaft

Doch die internationale Gemeinschaft kann nicht viel mehr machen, als Fidschi zu Aufklaerungen zu draengen, woraufhin der Commodore zuletzt ganz einfach entgegenete: “At the end of the day, I will stick by my men, by the police officers or anyone else that might be named in this investigation. We cannot discard them just because they’ve done their duty in looking after the security of this nation and making sure we sleep peacefully at night.” Nun gut… Warum sollte er sich auch vom Westen einschuechtern lassen, wenn doch von Asien die Investitionen fliessen?

Militärdiktatur im Paradies

Um mit einem positiveren Eindruck von diesem in jeglicher Hinsicht atemberaubenden Land zu verbleiben, haenge ich ein paar repraesentative Momentaufnahmen der Schoenheit Fidschis an diesen Bericht an. Sie sind von Beqa Island (suedlich von Viti Levu), Molituva (einem Dorf nahe Suva, bekannt fuer seine archeologischen Ausgrabungen) und Nalilili (bekannt fuer seine franzoesische Kathedrale aus dem spaeten 19. Jahrhundert – mitten im Nirgendwo; das war wohl eine Fehlkalkulation fuer den zukuenftigen Bischofssitz). [Die Bilder sind hier zu sehen.]

Auf unseren Demokratisierungsprozess hier!

Beste Gruesse und dankeschoen fuers Lesen,
Eure Marion

Dieser Artikel erschien zum ersten Mal am 23. April auf dem DAAD-go-out-Blog.

High Potentials, Volleyball und Satzungsschreiben

Eine persönliche Reflexion zum 10-jährigen Jubiläum der CSP-Alumni-Vereins-Gründung

Tobias Denkus, Malmö

Natürlich ist das Interview, das Jennifer Eggert mit Uli Jürgensen und Sascha Knöpfel zum Vereins-Jubiläum geführt hat, eine bessere Anlaufstelle, um ernsthaft etwas über die Gründungsgeschichte zu erfahren, aber als einer der ‘Lobetal 13’, wie die Gründungsgruppe im Geheimen genannt wird, möchte ich noch ein paar ganz persönliche Eindrücke anbieten. Ich will hier keine “Opa erzählt von früher wo alles besser war und man mit 5 DM durchs Land reisen konnte”-Geschichte erzählen. Aber ein kurzer, persönlicher Rückblick ergänzt das Interview, hoffe ich.

Stipendiat des 2. Jahrgangs

Als Stipendiat des 2. Jahrgangs (beim UNDP Nepal) und Vereins-Gründungsmitglied befindet man sich ja irgendwo zwischen Muppet-Show-Loge, Totalromantisierung, kritischer Distanz und einem Lebensabschnitt, wo Kinder-Bilder die Party-Pics in der Facebook-Timeline langsam ablösen. Aber mal der Reihe nach:

Damals, vor der Zeit Internet-gestützter Großnetzwerk

Meine Studienzeit lag voll im High-Potential-, Networking-Trend als Vereine, Netzwerke und Programme von Stiftungen quasi wie Pilze aus dem Boden schossen (E-Fellows anyone?!). Das war aber noch vor der Zeit Internet-gestützter Groß-Netzwerke, als Menschen noch @t-online.de-Email-Adressen hatten… Kurzum: Im Dunstkreis von Stiftungen, (stark Alt-Herren-geprägten) Vereinen und sonstigen 1.0-Akteuren wurde die Generation 1.5 heftig umworben (full disclosure: Ich habe sogar mal an einem Recruiting-Event einer Unternehmensberatung in Italien beigewohnt, weil die ja total vielfältig aufgestellt waren, und Friedensforscher ganz spannend fanden – bis zu einem Gespräch in München, wo ich irgendeine case study über Brötchen schwer verhauen habe).

Kein “Grassroots”-Gründermythos…

Aber ich schweife ein bisschen ab. Aber eigentlich auch wieder nicht, denn die Gruppe die sich Anfang Mai 2003 in der Hoffnungstaler Stiftung in Lobetal bei Berlin zusammen traf, war natürlich bereits durch Studienstiftung, politische Stiftungen, DAAD und das Netzwerk der Freunde und Förderer entsprechend sozialisiert. Das ist ja auch nicht weiter schlimm, aber es gibt jetzt auch keinen “Grassroots”-Gründermythos.

…aber auch keine reine Karriere-Fokussiertheit

Auf der anderen Seite waren CSP-Programm und –Verein jetzt auch keine Tummelplätze für einen ganz bestimmten Typus von rein Karriere-fokussierten Leuten, denn dafür ist das Programm zu breit aufgestellt. Das macht auch heute noch Lust auf Treffen und es ist sicher kein Zufall, dass ich mich auch heute noch für CSP engagiere.

Gründungsarbeit irgendwo im Grünen

Lobetal also. Vielleicht kommt man da heute besser hin, aber vor 10 Jahren war das ein ÖPNV-Albtraum. Man kann also auch nicht so leicht weg und die Atmosphäre ist eher Jugendherberge als Tagungshotel. Um mal die historische Brechstange anzusetzen: So ein ganz kleines bisschen ist Vereins-Gründung (also Satzung schreiben, Inhalte diskutieren, Namen finden etc.) schon politische Gründungsarbeit im Carlo Schmid’schen Sinne und wir waren eine ziemlich entspannte und kollegiale Gruppe.

Für 10 Jahre hat keiner geplant

Wie das ja meistens ist, hat – glaube ich – keiner für 10 Jahre geplant. Es war also Zeit und Raum für Volleyball-Spiele und den Verzehr alkoholischer Getränke am See (für die jüngeren Leser: das war vor der Zeit von Smart-Phones und Handy-Kameras, so dass keine belastenden Fotos existieren) – also eher “CSP-Verfassungs-hack day” als die ernste Ausarbeitung eines policy papers, an denen ich viel zu oft in anderen Kontexten mitgewurschtelt habe.

10 Jahre später

Was bleibt also 10 Jahre später? Zunächst mal die Erkenntnis, dass es immer noch gute freundschaftliche Beziehungen mit vielen Gründungsmitgliedern gibt. Und das, obwohl sich die Karrierewege doch sehr stark unterscheiden – andererseits habe ich in Lobetal z.B. auch einen Kollegen getroffen und wir schreiben heute zusammen wissenschaftliche Publikationen.

Ein gut funktionierendes Netzwerk – bis heute

Diese gute Mischung aus Distanz und Gemeinsamkeiten hat sich für mich bis heute bei CSP so gut bewährt wie in keinem anderen Netzwerk. Klar, ich arbeite zu Entwicklung, Frieden und Kommunikation und stecke täglich in der Kernthematik des Netzwerks drin. Aber das allein ist es nicht. Manchmal funktionieren Netzwerke eben besser als andere. Denn wie schon Carlo Schmid sagte… nee, also in so einen Keynote-Sprech möchte ich dann doch nicht verfallen… 😉

Tobias Denskus ist Senior Lecturer in Communication for Development an der Universität Malmö in Schweden und bloggt als Aidnography.

Happy birthday! 10 Jahre CSP-Netzwerk

Unglaublich aber wahr: Das CSP-Netzwerk wird heute zehn Jahre alt!

Vor 10 Jahren: Carlo-Schmid-Alumni gründen das Netzwerk

Vor zehn Jahren wurde der Verein, der sich zum Ziel gesetzt hat, ein Forum für internationale Fragen zu bieten, Interessenten über einer Karriere in internationalen Institutionen zu informieren und die Vernetzung von ehemaligen Carlo-Schmid-Stipendiaten und Partnern zu fördern, in Berlin gegründet. In der Zwischenzeit umfasst das Alumni-Netzwerk 500 Mitglieder in mehr als 25 Ländern – die alle verbindet, dass sie als Deutsche ein vom Carlo-Schmid-Programm gefördertes Praktikum in internationalen und europäischen Organisationen absolviert haben.

Austausch, Vernetzung, Diskussion

Neben Veranstaltungen zu Fragen der internationalen Politik und Zusammenarbeit finden regelmäßig Mitgliedertreffen statt, die Raum zum Austausch, zur Vernetzung und zur Diskussion aktueller internationaler Themen bieten. Das Intranet ermöglicht, mit anderen Alumnis in Kontakt zu treten und im Rahmen von Mentoren-Verbindungen unterstützen ehemalige Netzwerkler, die die frisch dazugekommen sind.

Wer steht hinter dem Netzwerk?

Was sind das für Leute, die sich im Netzwerk engagieren? Wie ging damals bei ihnen alles los und was machen sie heute? Weshalb haben sie sich nach dem Ende des Carlo-Schmid-Programms dafür entschieden, sich weiter für das Netzwerk zu engagieren? Und was genau macht das Netzwerk?

Alter Hase – und neu dabei

Ich habe mich mit Ulrich Jürgensen, einem Netzwerkler und Vorstandsmitglied der ersten Stunde, und Sascha Knöpfel, der letztes Jahr sein Praktikum beendete und im derzeitigen Vorstand mitmischt, unterhalten.

1) Wo und wann warst du mit dem Carlo-Schmid-Programm im Ausland?

Ulrich: Ich war im zweiten Jahrgang des Carlo-Schmid-Programms (2002/2003) fünf Monate in Brüssel Stagiaire im Kabinett der damaligen EU-Kommissarin Schreyer. In den ersten Jahrgängen war es noch möglich, wenn man erfolgreich am regulären Auswahlverfahren der EU-Kommission teilgenommen hatte, sich parallel um eine ergänzende Förderung in der Programmlinie A des Carlo-Schmid-Programms zu bewerben.

Sascha: Ich war im elften Jahrgang, das war das Jahr 2011/2012, mit dem CSP bei der NATO. Ich habe direkt im Hauptquatier in Brüssel gearbeitet und war dort in der Sektion für Raketenabwehr tätig.

2) Was machst du jetzt?

Ulrich: Ich bin seit einem Jahr Referent im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Spätestens seit dem CSP-Praktikum hatte ich vorgehabt, an der Schnittstelle zwischen deutschen Ministerien und europäischen bzw. internationalen Institutionen zu arbeiten. Auch wenn ich noch nicht in der Abteilung Europa / Internationales arbeite und auch nicht unmittelbar dort arbeiten werde, ist doch die Möglichkeit mittlerweile real.

Mein langer Umweg führt mich über einen gescheiterten Promotionsversuch, das juristische Referendariat mit vielen europalastigen Stationen, Mitarbeit bei Immobilien Due Diligences zur Leitung einer Kontaktstelle beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag zu Produkt- und Markenpiraterie aus China und mehreren Jahre in der Verwaltung verschiedener Forschungseinrichtungen: Irgendwie sind alle Stationen aus sich heraus erklärbar, und die Erfahrungen ergänzen sich wirklich gut, finde ich. Aber trotz allem guten Willen mir selbst gegenüber ist eine gerade Linie nicht unbedingt auf den ersten Blick erkennbar.

Sascha: Nach dem Ende meiner Zeit in Brüssel habe ich meine Promotion angefangen. Ich bin derzeit am Centre for Science and Security Studies am King’s College in London und schreibe zum Thema nukleare Abrüstung. Das Interesse an der Sicherheitspolitik hält, wie man sieht, also weiter an.

3) Weshalb hast du dich dafür entschieden, dich nach deiner Zeit als Carlo-Schmid-Stipendiat im Netzwerk zu engagieren?

Ulrich: Mir fallen drei Gründe ein: Ein Alumni-Verein ist für das CSP wirklich sinnvoll; ich hatte viele Vorerfahrungen und Lust, sie zu nutzen; mit so tollen Leuten wollte ich ganz egoistisch in Kontakt bleiben.

Ich fand zunächst die Idee der Stipendiaten unmittelbar einleuchtend, dass das Programm nur dann wirklich seine Wirkung entfalten kann, wenn man als Stipendiat im Anschluss auch vereinfachten Zugang zu den Erfahrungen der anderen Praktikanten haben kann, insbesondere wenn zu einem späteren Zeitpunkt auch Ehemalige dazukommen würden, die in den verschiedenen Bereichen tatsächlich beschäftigt sind.

Außerdem hatte ich einige Erfahrungen als Freiwilliger im deutsch-amerikanischen Jugendaustausch, als ehemaliger FES-Stipendiat, beim Studentenforum des Tönissteiner Kreises und nicht zuletzt als Jurist gemacht, die mir Ideen für und Lust auf die anstehende Aufgabe machten, ein lebendiges Netzwerk mitzugestalten.

Das wichtigste für mich, wie fast immer, wenn ich mich irgendwo engagiert habe, war jedoch, dass ich beim CSP viele interessante, intelligente und zudem anderen zugewandte junge Menschen kennengelernt habe, mit denen ich ganz egoistisch in Kontakt bleiben wollte.

Sascha: Ich denke grundlegend war, dass ich gesellschaftlich aktiv werden wollte, gerne auch ehrenamtlich. Die Mitarbeit im CSP-Netzwerk war hier eine gute und naheliegende Möglichkeit. Ich hatte Erfahrung im und mit dem Programm und fühlte mich im Bereich der Internationalen Zusammenarbeit wohl. Nicht zuletzt spielten wohl auch die guten Beziehungen mit anderen Stipendiaten eine Rolle.

4) Wie würdest du jemandem, der noch nie vom CSP-Netzwerk gehört hat, kurz erklären, um was es geht?

Ulrich: Ein inhaltlich-sachlicher Versuch: Vielseitige und interessante Menschen werden von DAAD und Studienstiftung gefördert, um bei internationalen Organisationen im weitesten Sinne Praxiserfahrung zu sammeln – das Netzwerk verknüpft sie miteinander und mit allen Ehemaligen. So können Erfahrungen ausgetauscht, aber vielleicht auch allgemeine Trends und Themen kritisch hinterfragt und diskutiert werden.

Ein sehr persönlicher Versuch: Ich habe das CSP-Netzwerk in meiner aktiven Zeit als Verein mit ausnahmslos interessanten Persönlichkeiten erfahren, in dem es in jeglicher Konstellation immer wieder Spannendes zu erfahren gibt, und in dem nicht lamentiert wird, sondern in achtsamer, kooperativer und konstruktiver Weise quasi aus dem Nichts immer wieder Großartiges entwickelt werden kann. Das war eine einzigartige Erfahrung.

Sascha: Das CSP-Netzwerk ist der offizielle Alumni-Verein des Carlo-Schmid-Programms. Als solcher vernetzen wir ehemalige CSP’ler und fördern den Kontakt und Synergien untereinander, ähnlich wie das auch andere Alumni-Werke tun.

5) Wenn du auf deine Zeit als Netzwerkler zurückblickst: Gibt es ein Highlight dieser Zeit? Was war schwierig?

Ulrich: Ganz klar: Das erste Herbsttreffen! Man muss schon sagen, dass sich unsere vorangegangene wirklich intensive Debatte gelohnt hat, wie ein großes gemeinsames jährliches Treffen aussehen müsste (das „Big Event“ hieß es in der Planung). Es sollten ja auch in den Folgejahren viele kommen. Und das erste Herbsttreffen war sowohl inhaltlich als auch in seinen Rahmenbedingungen wirklich spektakulär. Viele Fotos schmücken noch unsere Homepage.

Doch davor war Krise. Das stark auf Nationbuilding und Irak fokussierte thematische Konzept schien nicht sauber aufzugehen und wurde zunächst stark hinterfragt. Nach heißen Verteilerdebatten konnten wir uns auf eine inhaltliche Öffnung einigen. Noch größer waren die finanziellen Schwierigkeiten. Es war unklar, wie wir das Treffen stemmen sollten. Doch aufgrund von kurzfristig frei werdenden Mitteln konnte uns der DAAD in quasi letzter Minute großzügig helfen, unsere Ideen vollständig umzusetzen.

Mühe und Glück hatten also einen gleich großen Anteil.

Sascha: Die mehrmals im Jahr stattfindenden Treffen des Netzwerks waren alle auf ihre Weise Highlights füer mich. Obwohl es schwer ist, hier einzelne herauszupicken, war eine Zusammenkunft im Sommer 2012 in Berlin – bei strahlendem Sonnenschein, direkt am Wasser, und mit sehr interessanten Leuten – eine besonders schöne Erfahrung. Eine der Hauptschwierigkeiten ist, sich diese und die vielen weiteren guten Erfahrungen und resultierenden Bekanntschaften zu erhalten. Zum Glück hilft bei der Bewältigung dieser Herausforderung das Netzwerk selbst kräftig mit.

Interview: Jennifer Eggert

Vielfalt der Kulturen in den USA

Jérôme Simons (Jahrgang 2012/13), New York

Als langjähriger Amerika-Fahrer (Jahr 6 für mich, jetzt mit DAAD-Unterstützung) habe ich schon öfters die Frage gehört, ob ich nicht ein Mal andere Kulturen kennen lernen möchte. Das ist sicherlich berechtigt, da meine Ausrichtung eher transatlantisch war und ich damit die Welt schon eher zweidimensional wahrgenommen habe.

Vielfalt der Kulturen in den USA

Allerdings wird jeder Auslandsstudierende bestätigen können, dass man in den USA bereits viele Kulturen antrifft. Die Repräsentation ist natürlich verzerrt: manche Gruppen, welche prozentual einen großen Anteil in USA ausmachen, können gemessen am Weltbevölkerungsanteil den Eindruck erwecken, dass sie nur in Amerika in großen Zahlen vertreten sind.

Das polnische Viertel in Brooklyn

Diese verzerrte Repräsentanz ist dieses Wochenende noch ein Mal deutlich geworden. Mit ein paar Carlo-Schmid-Stipendiaten und meiner Freundin haben wir in Brooklyn das polnische Viertel entdeckt. Ich wusste von vielen kleinen Vierteln mit nationalem / religiösen Charakter, war mir aber nicht des polnischen Viertels bewusst.

Polnisches_Restaurant_in_Brooklyn

Ponczki in New York und Warschau

Inwiefern sind die Kulturen denn doch anders oder von der Heimat abgekoppelt? Das haben wir auf kulinarische Weise erfahren. Der polnische Berliner (Pfannkuchen für Nicht-Rucksackberliner) oder Ponczki schmeckte anders als in Warschau. Meine Freundin, polnisch-amerikanischen Ursprungs, konnte uns erklären, warum. In New York backt man polnische Ponczkis auf traditionelle Weise, wie vor ein paar Jahrzehnten in Polen, während dort die Backart modernisiert wurde (was nicht heißen muss, dass die neuen leckerer sind).

Deutsche Wurstwaren, seltsame Sprache

Ein ähnliches Phänomen ist mir aus Baltimore bekannt. Als ich meinen damaligen Zimmergenossen Brandon mit auf das “Schlachtfest” der Baltimorer-Kicker – so heißt der Deutsche (Fußball)Club in Baltimore – mitgenommen habe, fand ich neben deutschen Wurstwaren auch eine seltsame Sprache wieder. So sind viele Expatriaten nicht für ihre Heimat repräsentativ, lassen aber manchmal interessante Rückschlüsse zu. Es fühlte sich wie eine Zeitreise an, welche nicht unwillkommen war. Es hörte sich ein wenig so an, als würde man einen Film in schwarzweiß sehen, zum Beispiel mit Heinz Rühmann oder Emil Jannings. Es machte mir Spaß zu sehen, wie Sprache sich verändert und wie man etwas über seine eigene Kultur (oder die des Nachbarlandes) in den USA lernen kann.

Unterwegs in Brooklyn

Zurück nach Brooklyn. Als wir uns mit polnischen Gütern eingedeckt hatten, sind wir weiter in Richtung Williamsburg-Brücke gelaufen. Auch da passierte ein schönes Missverständnis. Die anderen Carlo-Schmid-Stipendiaten haben die Entfernung deutlich unterschätzt, was mir in früheren Jahren auch immer wieder passiert war. Man denkt sich, dass seien nur ein paar Straßenzüge, und wundert sich, warum man nach einer Dreiviertelstunde immer noch nicht angekommen ist. Unser reichhaltiges Frühstück konnte auch daran nichts ändern.

Brunch_in_BrooklynDie Fotos zeigen unseren Ausflug nach Brooklyn. Wie man sehen kann, war es sehr kalt.

Kalt_in_BrooklynUnd ja, das andere ist oben auf einem schönen Hochhaus in New York. Mehr dazu später :-)

Blick_von_Hochhaus_auf_New_York

Dieser Artikel erschien zum ersten Mal am 1. März auf dem DAAD-go-out-Blog, wo außerdem zwei weitere Artikel von Jérôme zu finden sind (nämlich hier und hier.