Category Archives: 2012/13

Eine Militaerdiktatur im Paradies

Marion Sandner, Suva

Nach einer nur kurzen geschichtlichen Einfuehrung in meinem ersten Bericht auf diesem Blog ist es nun endlich an der Zeit, auf die derzeitigen politischen Ereignisse in Fidschi genauer einzugehen.

Fünf Staatsstreiche, ein Militärregime

Das durch und durch froehliche und gelassene Gemuet der Fidschianer hat sich auch durch den fuenften Coup d’Etat von 2006 und das seitdem regierende Militaerregime unter Commodore Bainimarama nicht einschuechtern lassen. Doch waehrend in anderen Laendern jeder Taxifahrer frei raus ueber die Politik philosophiert und nebenbei eine Schelte gegen die Regierung schwingt, so ist in Fidschi eine absolut entpolitisierte Gesellschaft entstanden.

Kaum politischer Aktivismus

Die wenigen AktivistInnen haben sich den beiden grossen Frauenrechtsbewegungen angeschlossen, oder dem „Citizens‘ Constitutional Forum“, das staendig wegen herbeigezogener Faelle vor Gericht belangt wird – wohl um es langfristig aus dem Weg zu raeumen. Zudem setzen sich die weit verbreiteten „community workers“ unpolitisch fuer allgemeine Solidaritaet und die Entwicklung ihrer Gemeinde ein.

Einzelne gesellschaftliche Initiativen auf dem Land

So traurig dieser Rueckzug aus dem politischen Leben aufgrund von Unterdrueckung und repressivem Vorgehen gegen Oppositionelle in den vergangenen Jahrzehnten ist, so schoen ist es doch auch zu sehen, wie das Dorfleben voran geht, wie alle fuer einander sorgen, Dorfbuechereien und andere Initiativen aus eigener Kraft aufbauen und ihre Heiterkeit und Geselligkeit bewahren. Schaut man jedoch auf die staedtischen Ballungsraeume, so erkennt man die Bedeutung funktionierender politischer Strukturen und fairer Prozesse um eine Gesellschaft dauerhaft und nachhaltig voranzubringen.

Maroder Rechtsstaat, abhängige Justiz

Der Rechtsstaat ist ziemlich marode in Fidschi. 2009 verlor die Gerichtbarkeit seine Unabhaengigkeit; die Richter wurden ihres Amtes enthoben und durch Verbuendete aus Sri Lanka ersetzt. Gegen die unabhaengige Zeitung „Fiji Times“ oder die oben genannte Nichtregierungsorganisation „Citizens‘ Constitutional Forum“ wird regelmaessig Anklage wegen „Missachtung des Gerichts“ erhoben. Auch die Individualbeschwerden, die uns ab und zu im Buero erreichen, enthalten of Kritik an der Voreingenommenheit der Gerichte. Zudem scheint die Anklage wegen „Missachtung des Gerichts“ ziemlich willkuerlich.

Der Generalstaatsanwalt ist gleichzeitig Justizminister

Wenn man Pech hat, kann man dafuer schon wegen dem Tragen einer Sonnenbrille oder dem Gaehnen im Gerichtsgebaeude belangt werden. Der Generalstaatsanwalt / Justizminister (das ist in den Inselstaaten so ueblich: aufgrund des Mangels an qualifiziertem Personal hat eine Person oft eine Anzahl von Positionen inne) findet generell recht scharfe, einschuechternde Worte. Auch er ist es, der den neuen Verfassungsentwurf fuer Fidschi aufgesetzt hat.

Auf dem Weg der Demokratisierung?

Fidschi befindet sich momentan (hoffentlich) auf dem Weg der Demokratisierung. Im vergangenen Jahr wurde eine unabhaengige und hochgeachtete Kommission ernannt und mit der Ausarbeitung eines Verfassungsentwurfs beauftragt. Der sehr umfangreiche Entwurf wurde im Dezember 2012 an die Regierung uebergeben und am naechsten Tag von der Polizei verbrannt.

Lieber keine unbequemen Fragen

Nun ist seit Maerz der Regierungsentwurf – um einiges kuerzer und mit eingeschraenktem Grundrechte-Katalog – im Umlauf. Derzeit finden oeffentliche Konsultationen und Debatten statt. Doch wenn eine unbequeme Frage kommt, kann der Commodore auf mal ein wenig harsch werden. Der Bevoelkerung wurde bis Ende April Zeit gegeben, Kommentare einzureichen. Eine hochinteressante Zeit hier in Fidschi!

Was kommt als nächstes?

Der Commodore scheint zwar nach wie vor nicht allzu empfaenglich fuer demokratische Werte und Menschenrechte zu sein, aber ganz schwarz zu reden ist die Verfassung doch nicht. Entscheidend wird sein wie sie umgesetzt wird und wer die Wahlen 2014 gewinnt – sollten diese fair ablaufen. Gerade erst hat Papua Neu-Guinea zugesagt, bei der Organisation und Durchfuehrung dieser Wahlen mit Millionen Dollars zu helfen. So ist der Commodore schon nicht mehr auf die EU mit all ihren Konditionen angewiesen.

Ambivalenter Entwurf für eine neue Verfassung

Es ist schwer zu sagen, wohin sich Fidschi gerade bewegt. Die Verfassung beinhaltet weitgehende Rechte wie jenes auf Arbeit, oeffentliche Verkehrsmittel, Bildung oder Wasser (sogenannte „wirtschafltiche, soziale und kulturelle Rechte“), schraenkt jedoch gleichzeitig jenes auf Leben, Meinungs- oder Versammlungsfreiheit, um nur einige zu nennen, unverhaeltnismaessig ein. Frauen oder indigene Rechte werden gar nicht genannt. Ferner sind die mangelnde Unabhaengigkeit der nationalen Menschenrechts-kommission sowie der weitreichende Einfluss des Militaers und die weitgehende Immunitaet von Staatsbeamten hoechst bedenklich.

Foltervorwürfe gegenüber Polizei und Militär

Ein grosses Thema, welches von der Regierung regelmaessig unter den Tisch gekehrt wird, ist das Verhalten von Polizei und Militaer. Foltervorwuerfe sind an der Tagesordnung. Gerade erst im Februar tauchte wieder ein Foltervideo im Internet auf.

Die internationale Gemeinschaft

Doch die internationale Gemeinschaft kann nicht viel mehr machen, als Fidschi zu Aufklaerungen zu draengen, woraufhin der Commodore zuletzt ganz einfach entgegenete: “At the end of the day, I will stick by my men, by the police officers or anyone else that might be named in this investigation. We cannot discard them just because they’ve done their duty in looking after the security of this nation and making sure we sleep peacefully at night.” Nun gut… Warum sollte er sich auch vom Westen einschuechtern lassen, wenn doch von Asien die Investitionen fliessen?

Militärdiktatur im Paradies

Um mit einem positiveren Eindruck von diesem in jeglicher Hinsicht atemberaubenden Land zu verbleiben, haenge ich ein paar repraesentative Momentaufnahmen der Schoenheit Fidschis an diesen Bericht an. Sie sind von Beqa Island (suedlich von Viti Levu), Molituva (einem Dorf nahe Suva, bekannt fuer seine archeologischen Ausgrabungen) und Nalilili (bekannt fuer seine franzoesische Kathedrale aus dem spaeten 19. Jahrhundert – mitten im Nirgendwo; das war wohl eine Fehlkalkulation fuer den zukuenftigen Bischofssitz). [Die Bilder sind hier zu sehen.]

Auf unseren Demokratisierungsprozess hier!

Beste Gruesse und dankeschoen fuers Lesen,
Eure Marion

Dieser Artikel erschien zum ersten Mal am 23. April auf dem DAAD-go-out-Blog.

Vielfalt der Kulturen in den USA

Jérôme Simons (Jahrgang 2012/13), New York

Als langjähriger Amerika-Fahrer (Jahr 6 für mich, jetzt mit DAAD-Unterstützung) habe ich schon öfters die Frage gehört, ob ich nicht ein Mal andere Kulturen kennen lernen möchte. Das ist sicherlich berechtigt, da meine Ausrichtung eher transatlantisch war und ich damit die Welt schon eher zweidimensional wahrgenommen habe.

Vielfalt der Kulturen in den USA

Allerdings wird jeder Auslandsstudierende bestätigen können, dass man in den USA bereits viele Kulturen antrifft. Die Repräsentation ist natürlich verzerrt: manche Gruppen, welche prozentual einen großen Anteil in USA ausmachen, können gemessen am Weltbevölkerungsanteil den Eindruck erwecken, dass sie nur in Amerika in großen Zahlen vertreten sind.

Das polnische Viertel in Brooklyn

Diese verzerrte Repräsentanz ist dieses Wochenende noch ein Mal deutlich geworden. Mit ein paar Carlo-Schmid-Stipendiaten und meiner Freundin haben wir in Brooklyn das polnische Viertel entdeckt. Ich wusste von vielen kleinen Vierteln mit nationalem / religiösen Charakter, war mir aber nicht des polnischen Viertels bewusst.

Polnisches_Restaurant_in_Brooklyn

Ponczki in New York und Warschau

Inwiefern sind die Kulturen denn doch anders oder von der Heimat abgekoppelt? Das haben wir auf kulinarische Weise erfahren. Der polnische Berliner (Pfannkuchen für Nicht-Rucksackberliner) oder Ponczki schmeckte anders als in Warschau. Meine Freundin, polnisch-amerikanischen Ursprungs, konnte uns erklären, warum. In New York backt man polnische Ponczkis auf traditionelle Weise, wie vor ein paar Jahrzehnten in Polen, während dort die Backart modernisiert wurde (was nicht heißen muss, dass die neuen leckerer sind).

Deutsche Wurstwaren, seltsame Sprache

Ein ähnliches Phänomen ist mir aus Baltimore bekannt. Als ich meinen damaligen Zimmergenossen Brandon mit auf das “Schlachtfest” der Baltimorer-Kicker – so heißt der Deutsche (Fußball)Club in Baltimore – mitgenommen habe, fand ich neben deutschen Wurstwaren auch eine seltsame Sprache wieder. So sind viele Expatriaten nicht für ihre Heimat repräsentativ, lassen aber manchmal interessante Rückschlüsse zu. Es fühlte sich wie eine Zeitreise an, welche nicht unwillkommen war. Es hörte sich ein wenig so an, als würde man einen Film in schwarzweiß sehen, zum Beispiel mit Heinz Rühmann oder Emil Jannings. Es machte mir Spaß zu sehen, wie Sprache sich verändert und wie man etwas über seine eigene Kultur (oder die des Nachbarlandes) in den USA lernen kann.

Unterwegs in Brooklyn

Zurück nach Brooklyn. Als wir uns mit polnischen Gütern eingedeckt hatten, sind wir weiter in Richtung Williamsburg-Brücke gelaufen. Auch da passierte ein schönes Missverständnis. Die anderen Carlo-Schmid-Stipendiaten haben die Entfernung deutlich unterschätzt, was mir in früheren Jahren auch immer wieder passiert war. Man denkt sich, dass seien nur ein paar Straßenzüge, und wundert sich, warum man nach einer Dreiviertelstunde immer noch nicht angekommen ist. Unser reichhaltiges Frühstück konnte auch daran nichts ändern.

Brunch_in_BrooklynDie Fotos zeigen unseren Ausflug nach Brooklyn. Wie man sehen kann, war es sehr kalt.

Kalt_in_BrooklynUnd ja, das andere ist oben auf einem schönen Hochhaus in New York. Mehr dazu später :-)

Blick_von_Hochhaus_auf_New_York

Dieser Artikel erschien zum ersten Mal am 1. März auf dem DAAD-go-out-Blog, wo außerdem zwei weitere Artikel von Jérôme zu finden sind (nämlich hier und hier.

Menschenrechtsarbeit in der Suedsee – “Liegt man da nicht in der Haengematte?”

Marion Sandner, Suva

Der Praktikumsort Fidschi lockt doch so einige Klischees an: Paradies und Frieden am anderen Ende der Welt, wo die größte Gefahr jene ist, von einer Kokosnuss erschlagen zu werden – ganz zu Schweigen von den laechelnden Fidschianern mit Blumen im Haar. Auch wenn sich diese Klischees teils bewahrheiten, meine Motivation war (größtenteils) eine andere.

Coral-Coast1-150x150

Sechs Monate Praktikum zu Menschenrechten im Pazifikraum

Nachdem ich meine Masterarbeit bereits über die Menschenrechtssituation in Fidschi, konkret über das massive Problem der ethnischen Diskriminierung, geschrieben habe, hatte ich eine grobe Vorstellung von den Herausforderungen, welche das Regionalbüro des UN-Hochkommissariats fuer Menschenrechte im Pazifikraum, wo ich gerade ein sechsmonatiges Praktikum absolviere, erwartet.

Suva1-150x150

Menschenrechtsschutz als “großzügige Dienstleistung”

Generell hat die Pazifikregion vor allem mit dem rigiden Vorgehen der Polizei / des Militärs sowie mit häuslicher Gewalt und der Unterdrückung der Frauen zu kämpfen. Menschenrechte werden weniger als Rechte des Einzelnen, sondern vielmehr der Menschenrechtsschutz als großzügige Dienstleistung von Seiten des Staates gesehen.

Suva-bus-stand1-150x150

“Bevor ihr kamt, gab es das Problem nicht”

Nicht selten passiert es, dass die Menschenrechtler meines Büros in Länder der Region reisen, um Menschenrechts-relevante Themen anzusprechen, und dann in etwa zu hören bekommen: “Bevor ihr kamt, gab es das Problem nicht. Nur weil ihr davon sprecht, soll es urplötzlich exisitieren. Nein, nein, nein, wir sind uns sicher, dass das Problem wieder verschwindet, sobald ihr weg seid.”

informal-settlements1-150x150

Es kann Jahre dauern, bevor etwas geschieht

Ist eine Regierung dann doch einmal engagierter, kann es Jahre dauern bis tatsächlich etwas geschieht, wie beispielsweise derzeit in Tonga: Vor 1 ½ Jahren schon hat mein Praktikumsbetreuer eine öffentliche Gesprächsrunde mit Tongas Parlamentariern (26 an der Zahl – bei einer Bevölkerung von etwas über 100.000) über Folterprävention geplant. Doch dann wurde der König krank und die Regierung war wie gelähmt. Wenige Monate später starb der König – und das Land stand für eine Trauerphase von drei Monaten still. Nach dieser Trauerphase heiratete der Kronprinz, weswegen drei weitere Monate (aufgrund der Festlichkeiten) nichts geschah. Und kurz vor Jahresende kam es zu einer Vertrauensabstimmung der Regierung. Mal sehen, was dieses Jahr in Tonga passiert…     village-21-150x150

Keine ausgesprochen aktive Zivilgesellschaft

Leider ist die Zivilgesellschaft im Pazifikraum allgemein wenig aktiv. Die Menschen sind sich ihrer Rechte oftmals nicht bewusst, oder leben innerhalb der Familie ein genügsames Leben, fernab der Politik. Ausserhalb der Städte haben fast ausschließlich die “tribal chiefs” der “chiefly families” das Sagen. In manchen Inselstaaten, wie den Salomonen, gibt es nicht eine registrierte Menschenrechtsorganisation, geschweige den eine staatliche Menschenrechtskommission. Wenn überhaupt, handelt es sich meist um Antikorruptionsinitiativen oder Frauenrechtsgruppen.

Suva-market1-150x150

Seit 2006: Militärregime

In Fidschi selbst herrscht seit dem vierten Staatsstreich seiner jüngeren Geschichte 2006 ein Militärregime unter Commodore Josaia Voreqe Bainimarama. Seit die britische Kolonialmacht im frühen 20. Jahrhundert Tausende Inder ins Land brachte (zeitweise knapp über 50 % der Bevölkerung!), und vor allem seit Fidschis Unabhängigkeit 1970, hat es Spannungen gegeben. Die Indo-Fidschianer gelten als äußerst arbeitsam und wirtschaftlich erfolgreich, während sie kaum politische Mitbestimmungs- oder Landbesitzrechte haben.

Nadi1-150x150

Ethnische Diskriminierung von Indo-Fidschianern

Folglich eskalierten die Spannungen über die Jahrzehnte. Ethnische Diskriminierung wurde von beiden Seiten schlimmer; viele Indo-Fidschianer flohen. Heute stellen Indo-Fidschianer 37 % der Bevölkerung. Das aktuelle Militärregime hat jedoch, in einem positiven Schritt, einige Rechte dieser Minderheit anerkannt, um so ethnische Spannungen zu reduzieren. Beispielsweise durch die Sensiblisierung von Schülern fuer die vielfaeltigen Bevoelkerungsgruppen und Sprachen.

market-41-150x150

Demokratisierungsprozess

Momentan befindet sich Fidschi (hoffentlich!) inmitten eines Demokratisierungsprozesses. Ein Verfassungsentwurf wurde von einer unabhaengigen Kommission erarbeitet und wird seit Dezember 2012 von der Regierung überarbeitet. Politische Parteien befinden sich gerade in der Registrierungsphase. Es scheint als stehe Fidschi derzeit an einem Scheidepunkt: Es kann sich an dieser Stelle entweder für einen positiven und demokratischen Weg entscheiden – oder aber für genau die andere Richtung.

market-31-150x150

Wenig Informationen, vergessen von der Welt?

Bei den Menschenrechts-Koordinationstreffen bekommt man regelmäßig von allen Seiten “We wait and see” zu hören. Niemand kann sagen, was sich innerhalb der Regierung abspielt; wenige Informationen dringen nach außen. Zudem wird die Unabhängigkeit der Gerichtsbarkeit weitgehend angezweifelt. All dies stellt Stolpersteine dar auf dem holprigen Weg der Menschenrechtsarbeit in Fidschi und dem Pazifikraum im Allgemeinen. Viele sind sich dessen kaum bewusst – die Inselstaaten kritisieren zurecht, sie seien vergessen von der Welt, inmitten des Pazifiks.

market1-150x150

Blumen im Haar – auch im Büro

Trotz dieser zahlreichen ernsten Themen und Herausforderungen des Pazifikraumes birgt die verträumte Südsee-Romantik doch einen gewissen Wahrheitsgehalt: Auch im Bürokomplex der Vereinten Nationen haben die meisten Fidschianer Blumen im Haar, Männer (nicht nur Fidschianer!) tragen die traditionellen Röcke (“sulu”), das Kollegium trifft man barfuß beim Kaffeeholen oder auch mal Freitagnachmittags bei einer Kava-Zeremonie im Sitzkreis auf dem Parkplatz (Kava wird laut Wikipedia auch Rauschpfeffer genannt. Aus getrockeneten Pflanzenbestandteilen und Wasser wird ein traditionelles Getränk hergestellt, das, ehrlich gesagt, einer Drecksbrühe ähnelt. Der Import nach Deutschland ist derzeit verboten.) Über den Tag verteilt klopfen immer wieder Marktfrauen an der Türe, um ihre (indo-)fidschianischen Köstlichkeiten für wenige Cents zu verkaufen. So passiert es, dass sich das gesamte Büro regelmäßig zum “Morning Tea” versammelt.

kava-ceremony1-150x150

Kleinstadtalltag im Pazifik

Auch sonst zeigt sich Suva meist von seiner kleinstädtischen, charmanten (und extrem tropisch-feuchten) Seite: Beim morgendlichen Joggen rennt man schnell mal in den Premierminister auf dem Weg zum Bäcker, in den wenigen Bars und Pubs kann es passieren, dass der Präsident ein Fiji Gold ausgibt, und insgesamt gilt “Feejee Time”, fröhliche Gemütlichkeit und die Familie / Gemeinde als Rückzugsort und Friedensoase, während draußen gegen 19 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt werden.

villages1-150x150

Ich hoffe, damit konnte ich euch einige erste Eindrücke vom ersten Monat meiner Zeit in Fiji vermitteln. Ich freue mich immer über Kommentare oder sonstige Lebenszeichen!

Ni Sa Moce & Vinaka,

Marion

RakiRaki2-150x150

Dieser Artikel erschien zum ersten Mal am 28. Februar auf dem DAAD-go-out-Blog.

Sandy und das CSP-Nordamerikatreffen

Florian Pfaffenholz, Washington D.C.

Am 29. November sollte das CSP-Nordamerika Treffen in New York mit verschiedenen Vortraegen und einem Empfang in der SV stattfinden. Da der 19. auf einen Montag fiel, kamen fast alle von den Washingtonians schon am Freitag oder Samstag, um die Stadt und die New Yorker CSPler kennenzulernen.

“Bitte bringt euch in Sicherheit!”

Wir hatten ein wunderbares Wochenende, bis wir die Meldung vernahmen,  dass der gesamte Bus-, Metro- und Bahnverkehr Sonntag um 18h eingestellt werden sollte, da ein Hurricane (Name: Sandy) auf die Stadt zusteuerte. Nachdem Weltbank und UN die Bueros schlossen, kam dann auch eine Mail vom DAAD, dass die SV auch schliesse und das Seminar daher gecancelt werden muesse. Auf einmal trudelten auch Mails von besorgten Angehoerigen aus Deutschland ein, mit der Bitte sich doch in Sicherheit zu begeben.

Schnell noch in Brooklyn Hamsterkäufe tätigen

Zu diesem Zeitpunkt waren wir auf dem Weg nach Manhattan. Ich muss anmerken, dass wir ohne Smartphone von alldem nichts mitbekommen haetten. Da wir aber zum ersten mal in NY waren, wollte ich unbedingt nochmal einen Blick auf die Skyline werfen, weshalb wir noch schnell bis zur Brooklyn Bridge gelaufen sind, um exakt zwei Fotos zu schiessen. Dann wieder ab in den Bus Richtung Brooklyn (hatten ein Apartment ueber Airbnb gebucht) um schnell Hamsterkaeufe zu taetigen. Man ist mit Kind ja doch etwas vorsichtiger. Was, wenn es keine Milch gibt? Oder kein Wasser? Also ab zum Supermarkt und Wocheneinkaeufe taetigen.

Ergebnis: 30 Eier, 2kg Nudeln, massenweise Brot und Marmelade

Letztlich haben alle (wir haben uns die Wohnung zu mehreren geteilt) Wocheneinkaeufe getaetigt und wir hatten 30 Eier, 2kg Nudeln, Brot, Marmeladen etc. fuer mehrere Hurricanes am Stueck. Das war natuerlich fuer 4,5 Personen und 2 Tage etwas zu viel. Nach einem kurzen Aufruf (danke an Arndt) hatten wir dann aber einen Hurricanebrunch organisiert und alle CSPler in der Naehe sind vorbeigekommen um den Montag in gemuetlicher Runde bei Sturm zu verbringen. Neben gemeinsamen Kochen gab es natuerlich obligatorisches News-monitoring und einen kleinen Friends-marathon.

Brooklyn erkundigen, Manhattan ist noch gesperrt

Am Dienstag war der Sturm schon wieder abgeschwaecht, sodas wir uns wieder mit einigen New Yorkern treffen konnten. Es war leider noch nicht moeglich, nach Manhattan zu kommen, da die Bruecken und Tunnel noch gesperrt waren. So hatten wir aber die Chance, Brooklyn zu erkunden. Einige von uns haben sich dann ein Auto gemietet und sind damit zurueck, andere dann mit den ersten Bussen am MItwoch. Bei den Autofahrern gab es einige Komplikationen, die jedoch meinen kleinen Beitrag sprengen wuerden. Nur soviel: Mit leerem Tank in ein Hurricane-Gebiet zu fahren ist nicht zu empfehlen…

Fazit: Schön war’s!

Letztendlich war es dennoch ein schoener Aufenthalt, bei dem wir die New Yorker in informeller Runde kennenlernen konnten. Den formellen Teil werden wir demnachst bei einem CSP-Salon oder aehnlichem nachholen.

6 Monate Washington mit Kind und Kegel, wie es dazu kam…

Florian Paffenholz, Washington, DC

Vier Wochen bin ich schon in den USA, genauer gesagt in Washington, DC. Dass die Zeit so schnell vergeht ueberrascht mich selbst, weshalb ich auch erst so spaet zu meinem ersten Blogbeitrag komme.

Aber erstmal zurueck zum Anfang! Es ist fast ein Jahr her, als meine Frau schwanger wurde und sich das Studium dem Ende zuneigte. Ich ueberlegte, was ich denn nach dem Studium machen wollte und erinnerte mich an eine Veranstaltung der Uni Kiel (“Arbeitsmoeglichkeiten in Internationalen Organisationen”), welche verschiedene Programme zum Einstieg in IO’s vorstellte; das war 2009.

Unter den vorgestellten Programmen war auch das Carlo-Schmid-Programm (CSP) des DAAD, welches von einer ehemaligen Stipendiatin “schmackhaft” gemacht wurde. Es geht dabei nicht nur um die Finanzierung eines Praktikums in einer IO/EU-Institution, sondern auch darum, den Austausch zwischen den Stipendiaten, den Alumni und dem DAAD zu foerdern und so ein langfristiges Netzwerk zum Erfahrungsaustausch zu kreieren. Die Option, mich fuer das CSP zu bewerben, schien mir (trotz des – fuer eine Familie – relativ geringen Finanzierungsbetrages) als die sinnvollste, um die Arbeit in IO’s kennenzulernen.

An einem regnerischen Morgen in der Goettinger SUB (ich lernte gerade fuer VWL-Klausuren, die ich ins 11. Semester aufgeschoben hatte), warf ich die knapp 90-seitige Bewerbung (alles in 3-facher Ausfuehrung) fuer ein Praktikum bei der Cities Alliance ein. Monate spaeter, in denen ich mich bereits fuer andere Stellen und Praktika beworben hatte, bekam ich eine Einladung zur Auswahlsitzung. Diese velief nach meinem Empfinden gut. Damit meine ich nicht nur fachlich gut, sondern auch zwischenmenschlich. Man lernte sofort neue, offene Leute kennen, die alle sehr interessante Geschichten aus ihrem bisherigen Werdegang erzaehlen konnten. Nach diesem ersten Treffen war es traurig zu wissen, dass beim naechsten Mal einige fehlen wuerden.

Einen Monat spaeter bekam ich dann die Zusage, mit der alle weiteren PLanungen begannen… Zunaechst einmal galt es zu besprechen, wie und ob wir mit Familie nach Washington gehen. Kurz dachten wir – also meine Frau und ich – darueber nach, dass sie weiter studiert und ich das Praktikum allein absolviere. Als ich aber 3 Tage nach Kiel reiste und unser Sohn bei meiner Rueckkehr schon 4 neue Dinge gelernt hat, verwarfen wir diese Idee sehr schnell und fokussierten uns auf den Umzug der gesamten Familie. Das bedeutete: Urlaubssemester einreichen, Wohnung untervermieten, Bafoeg pausieren, Wohnung in Washington suchen, Kinderarztbesuche vorverlegen (Impfungen!), neue Wohnung einrichten und die Finanzen klaeren (am wichtigsten!).

Um all dies einigermassen in kurzer Zeit zu schaffen, bin ich zwei Wochen vor Praktikumsbeginn nach Washington gereist, um eine Wohnung zu finden und diese einzurichten. Meine Frau hat in dieser Zeit die alte Wohung untervermietet und sich um alles Weitere in Deutschland gekuemmert, eine schwierige Aufgabe. Zum Glueck hatten wir aber Hilfe von Freunden und Familie (in den USA und Deutschland), ohne die das Ganze nicht so reibungslos funktioniert haette.

An dem “haette” sieht man aber, dass es funktioniert hat und wir mittlerweile gut angekommen sind. Die Familie hat sich eingelebt und die Arbeit hat begonnen. Fuer heute soll dieser Eintrag aber reichen, die naechsten Male werde ich von der Arbeit, unserem Alttag und den Aktivitaeten mit anderen CSPlern berichten. Bis dahin schoenen Gruss aus DC!