Tag Archives: Polen in den USA

Vielfalt der Kulturen in den USA

Jérôme Simons (Jahrgang 2012/13), New York

Als langjähriger Amerika-Fahrer (Jahr 6 für mich, jetzt mit DAAD-Unterstützung) habe ich schon öfters die Frage gehört, ob ich nicht ein Mal andere Kulturen kennen lernen möchte. Das ist sicherlich berechtigt, da meine Ausrichtung eher transatlantisch war und ich damit die Welt schon eher zweidimensional wahrgenommen habe.

Vielfalt der Kulturen in den USA

Allerdings wird jeder Auslandsstudierende bestätigen können, dass man in den USA bereits viele Kulturen antrifft. Die Repräsentation ist natürlich verzerrt: manche Gruppen, welche prozentual einen großen Anteil in USA ausmachen, können gemessen am Weltbevölkerungsanteil den Eindruck erwecken, dass sie nur in Amerika in großen Zahlen vertreten sind.

Das polnische Viertel in Brooklyn

Diese verzerrte Repräsentanz ist dieses Wochenende noch ein Mal deutlich geworden. Mit ein paar Carlo-Schmid-Stipendiaten und meiner Freundin haben wir in Brooklyn das polnische Viertel entdeckt. Ich wusste von vielen kleinen Vierteln mit nationalem / religiösen Charakter, war mir aber nicht des polnischen Viertels bewusst.

Polnisches_Restaurant_in_Brooklyn

Ponczki in New York und Warschau

Inwiefern sind die Kulturen denn doch anders oder von der Heimat abgekoppelt? Das haben wir auf kulinarische Weise erfahren. Der polnische Berliner (Pfannkuchen für Nicht-Rucksackberliner) oder Ponczki schmeckte anders als in Warschau. Meine Freundin, polnisch-amerikanischen Ursprungs, konnte uns erklären, warum. In New York backt man polnische Ponczkis auf traditionelle Weise, wie vor ein paar Jahrzehnten in Polen, während dort die Backart modernisiert wurde (was nicht heißen muss, dass die neuen leckerer sind).

Deutsche Wurstwaren, seltsame Sprache

Ein ähnliches Phänomen ist mir aus Baltimore bekannt. Als ich meinen damaligen Zimmergenossen Brandon mit auf das “Schlachtfest” der Baltimorer-Kicker – so heißt der Deutsche (Fußball)Club in Baltimore – mitgenommen habe, fand ich neben deutschen Wurstwaren auch eine seltsame Sprache wieder. So sind viele Expatriaten nicht für ihre Heimat repräsentativ, lassen aber manchmal interessante Rückschlüsse zu. Es fühlte sich wie eine Zeitreise an, welche nicht unwillkommen war. Es hörte sich ein wenig so an, als würde man einen Film in schwarzweiß sehen, zum Beispiel mit Heinz Rühmann oder Emil Jannings. Es machte mir Spaß zu sehen, wie Sprache sich verändert und wie man etwas über seine eigene Kultur (oder die des Nachbarlandes) in den USA lernen kann.

Unterwegs in Brooklyn

Zurück nach Brooklyn. Als wir uns mit polnischen Gütern eingedeckt hatten, sind wir weiter in Richtung Williamsburg-Brücke gelaufen. Auch da passierte ein schönes Missverständnis. Die anderen Carlo-Schmid-Stipendiaten haben die Entfernung deutlich unterschätzt, was mir in früheren Jahren auch immer wieder passiert war. Man denkt sich, dass seien nur ein paar Straßenzüge, und wundert sich, warum man nach einer Dreiviertelstunde immer noch nicht angekommen ist. Unser reichhaltiges Frühstück konnte auch daran nichts ändern.

Brunch_in_BrooklynDie Fotos zeigen unseren Ausflug nach Brooklyn. Wie man sehen kann, war es sehr kalt.

Kalt_in_BrooklynUnd ja, das andere ist oben auf einem schönen Hochhaus in New York. Mehr dazu später :-)

Blick_von_Hochhaus_auf_New_York

Dieser Artikel erschien zum ersten Mal am 1. März auf dem DAAD-go-out-Blog, wo außerdem zwei weitere Artikel von Jérôme zu finden sind (nämlich hier und hier.